7 Aspekte des Yoga - Saptanga-Yoga

Āsana - (Körper-) Haltung


Āsanas, Körperübungen, bilden heute den Schwerpunkt der meisten Yoga-Kurse.

Ihre Ausführung kann je nach Stil und LehrerIn stark variieren, von sportlich-dynamisch bis ruhig-meditativ in allen möglichen Kombinationen. Manchmal wird ein bestimmtes immer gleichbleibendes Programm abgespult, ein anderes Mal finden wir eine große Vielfalt und Kreativität im Umgang mit Übungen. Achtsamkeit, Konzentration und der bewusste Umgang mit dem Atem gehören – bedauerlicherweise - nicht immer dazu.
 
Verschiedene Strategien lassen sich erkennen:
Übende werden aufgefordert, eine bestimmte als  "ideal" angesehene Form eines Āsanas nachzumachen. Je "schöner", desto besser - ein gewisser Leistungsdruck ist unvermeidlich. Der Mensch muss sich dem Āsana unterordnen.
Wenn wir Yoga jedoch als Methode, als Werkzeug für heilsame Veränderungen verstehen, ist es die Aufgabe von Yogalehrenden, die Übungen optimal an die jeweiligen Voraussetzungen der Übenden anzupassen: Die Āsanas sind dann für die Menschen da und nicht umgekehrt.
 
Die Wirkungen von Yoga auf körperliche und psychische Strukturen sind komplex und bis in das hohe Alter hinein spürbar: Die Wirbelsäule und Gelenke bleiben beweglicher, die Muskeln kräftig und geschmeidig. Organfunktionen werden verbessert, Stress abgebaut, der Geist beruhigt, die Lebensenergie gestärkt.
 
In vielen Yoga-Büchern finden sich aber auch übertriebene Versprechungen und falsche Darstellungen, z.B. wird körperliche Gesundheit oft mit extremen Verbiegungen der Wirbelsäule gleichgesetzt. Dabei werden Gelenke überbelastet, Muskeldehnungen oft einseitig forciert, dagegen aber die Kräftigung der Muskulatur und die richtige Kopf- und Beckenhaltung vernachlässigt.
So ist es nicht verwunderlich, dass sich Berichte von Verletzungen und Schädigungen durch Yoga mehren. Betroffen sind Hals- und Lendenwirbelsäule, Knie, Schultern oder Handgelenke. Gründe dafür sind Überforderung, unpassende oder unsachgemäß Anleitungen, aber auch zu grobe Korrekturen durch die Unterrichtenden (!).
 
Im Yoga-Sūtra wird die Qualität von Āsana als "stabil und leicht" beschrieben (Sanskrit: sthira-sukha). Eine gewisse Anstrengung ist nötig, eine Haltung zu erlernen und einzunehmen. Diese muss dann aber verschwinden, denn Ziel ist nicht äußeres Tun, sondern das innere Erleben: Die Erfahrung einer besonderen Intensität im  Zusammenspiel von Körper, Atem und Geist -  das ist Yoga.

Die ganze Kolumne finden Sie in der Ausgabe der Zeitschrift "Ursache & Wirkung". Nr. 71

Mag. Erika Erber

Cookies erleichtern die Bereitstellung unserer Dienste. Mit der Nutzung unserer Dienste erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.
Weitere Informationen Ok